49er Story: Philip Röhe

49er Story: Philip Röhe

Die Erste 09.11.2022

Ein Jahr nach dem zweiten Schock hat der 28-jährige wieder den Fuß in der Tür

Von Thomas Austermann

Am Tag vor Allerheiligen kommt der Horror. Zu Halloween und durch die Bank witzig. Am 31. Oktober 2021 aber packte Philip Röhe (Foto) das Grauen. Witzig war das gar nicht. Beim 2:0 des FCG im Westfalenligaspiel in Rödinghausen gerät der Verteidiger nach einem langen Ball über die münsterische Kette im Laufduell mit einem Gegenspieler nach Körperkontakt aus der Balance. Das rechte Bein kommt unglücklich auf, das Knie bricht auf dem Kunstrasen regelrecht weg. „Ich wusste direkt, was passiert war“, erinnert sich der 28-Jährige. Seine Ahnung trog nicht – Ruptur des vorderen Kreuzbandes, Meniskusschaden. Vorerst Feierabend mit dem Sport. Röhe kannte das schon. Noch als Kicker des FC Eintracht Rheine zog ersich im Frühjahr 2018 an eben diesem Knie exakt diese Verletzung zu. „Danach war ich ein Jahr komplett raus.“ Am UKM in Münster nahm seinerzeit der Facharzt für Orthopädie Prof. Dr. Mirco Herbort die Operation vor. 2021 reiste Röhe zum Eingriff extra nach München, wo der renommierte Knie-Spezialist inzwischen tätig ist. „Ich hatte beste Erinnerungen an den Arzt.“ Papa Röhe fuhr den Lädierten hin und zurück.

Vier große Bänder halten unser Knie stabil, eines davon ist das vordere Kreuzband. Es reißt deutlich häufiger als das hintere. Bei rund 90% der Kreuzbandrisse sind andere Bänder oder Knorpel auch beschädigt. Sportler brauchen stabile Knie mehr als Nichtsportler. Geflickt wird das gerissene Band nicht, sondern ersetzt mit körpereigenem Material. Wie bei Röhe zweimal: Ein Sehnenstück wird aus einem Sehnenstrang an der Innenseite der Oberschenkelmuskulatur entnommen und dient fortan als neues Kreuzband. Erst wenn nach dem Vorfall die Schwellung abgeklungen ist, kann der Eingriff erfolgen. Und dann steht eine ausgeklügelte Reha an. Die fordert den Operierten körperlich wie mental. Ein reflektierender Typ Mensch wie Röhe macht sich gleich ran – geduldig. Jetzt, nach fast einem Jahr ohne Einsatz, ist Röhe bestens zufrieden: „Ich hatte bis auf ein paar kleinere Schmerzen in der Kniekehle gar keine Probleme, auch keine neuen Schwellungen.“ Die für den FCG zuständigen Physiotherapeuten Joschka Krummenerl und Jonas van den Berg aus der Krummenerl-Praxis an der Fliednerstraße waren seine erste Anlaufadresse.

Röhe packte sein rechtes Bein anfangs in eine „Immobilizer“-Schiene. Die hält das Beim komplett durchgestreckt und verhindert, dass es zu früh einer Bewegung aussetzt wird. Später folgt eine Schiene mit Motor. Das Bein wird gezielt-dosiert bewegt. Zur Weiterbehandlung geht es in Stufen über physikalischen Therapien wie die manuelle Lymphdrainage, Radfahr-Einheiten in der Praxis, Aqua-Gymnastik und Übungen im Bewegungsbad auch dahin, Stabilität zu erreichen im Rumpf, im Becken, im Knie. Irgendwann kommen Gewichte dazu. Und viel später die Rückkehr ins noch vorsichtige Training. „Nach der zweiten OP war ich gelassener in der Reha“, sagt Röhe. „Dass es nicht nur bergauf geht, war mir klar. Aber ich hatte schneller wieder Vertrauen darin, dass ich gesundwerde.“ Jonas van den Berg hatte mit Röhe „einen fleißigen und disziplinierten“ Patienten, „der aufgrund seiner Erfahrung wusste, was auf ihn zukommt.“ Jede Rehamaßnahme werde immer individuell angepasst. „Je nachdem, wie sich alles entwickelt und wie sich der Sportler fühlt.“

Mitte 2020 kam Röhe zum FCG, bedingt durch Abbruch-Spielzeiten und die Blessur sammelte der schnelle Rechtsverteidiger bisher erst 16 Partien für die 49er. Dabei kann er eine beste Ausbildung vorweisen plus nachfolgend erreichter Routine. Der in Ochtrup lebende Juniorenkicker wechselt von der Arminia zum FCE nach Rheine, dann lockt Preußen Münster mit der B-Junioren-Bundesliga. Über die zwei U19-Jahre rückt er in den Blickpunkt der Adlerclub- Ersten. Trainer Pavel Dotschev zieht das Talent hoch, später trainiert er unter Ralf Loose und spielt im Oktober 2013 ganz kurz mit in der Drittligapartie in Chemnitz. 2015 folgt der Wechsel nach Rheine zum Oberliga-FCE, für den er 84 Einsätze hat und aus der Abwehrrolle heraus als Vorbereiter auffällt. In den Folgejahren hat eine Fahrgemeinschaft auch viel Spaß miteinander, als der FCE einen Bulli stellt und Röhe zusammen mit Guglielmo Maddente, Jannis Fraundörfer, Nils Hönecke oder Marvin Holtmann die Kilometer von Münster aus abspult. Mitte 2020 stand der Biotechnologie-Student Röhe vor dem „Master of Science“ an der WWU. Da galt es, Zeit zu sparen fürs Büffeln. „Mit Flo Reckels kam ich zügig in Kontakt“, war der Sprung zum FCG schnell abgewickelt. Niemand ahnte von den Hürden, die sich aufbauen würden.

Jetzt strebt Röhe seine Promotion an, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Lehrauftrag und unterrichtet auch Pharmazie-Studierende. Sein Lieblingshobby bleibt ihm in einer „Supertruppe – menschlich wie spielerisch.“ Oft genug war er in der Auszeit am Platz und fühlte immer, „dass es mir großen Spaß machen wird, zurückzukommen.“

#AUSPURERFREUDEAMSPIEL

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