49er Story: Anton Mand

49er Story: Anton Mand

Die Erste 03.04.2023

Was Praktikant Mand in Plymouth alles gelernt hat

Von Thomas Austermann

Er war schneller als erwartet wieder drin im Team. Anton Mand verdankt das fixe Comeback nach vier Monaten studienbedingtem England-Aufenthalt auch seiner großen Positionsflexibilität. Der 21-Jährige wird nominell als Innenverteidiger geführt, aber das muss nichts heißen. „Es war ja auch Not am Mann, als ich zurückkam“, sagt er durchaus bescheiden. Seinem Einsatz in den Schlussminuten in der Partie gegen Sprockhövel folgten sofort fünf Begegnungen über die volle Zeit. Mand spielte mal den Verbindungsmann zwischen offensivem Mittelfeld und Sturm, dann rückte er auf die Stelle vor der Abwehr, weil es gegen Vreden einen akuten Mangel an Sechsern gab. Auch diese nächste Neu-Positionierung hinderte ihn nicht daran, per Kopf zu treffen. Trainer schätzen Typen wie Mand unbedingt, aber nicht alle Kicker mit diesen Allroundfähigkeiten lieben ihre Rolle wirklich. „Hauptsache, ich bin dabei“, sagt Mand dazu und klagt nicht darüber, sich wiederholt neu einfinden zu müssen. In andere Aufgabenstellungen und vordringliche Spieltagsjobs. „Bis auf die Außenbahnen und den Platz im Kasten hab‘ ich jetzt wohl schon alles durch.“

Dass er seine FCG-Auszeit nehmen musste und zehn Partien verpasste, hat der 49er seinerzeit beschrieben. An der WWU Münster widmet sich Mand dem englischsprachigen Studiengang „Human Movement in Sports and Exercise (HuMSE)“. Am Institut für Sportwissenschaft gehört er zu einer kleinen Gruppe von Studierenden dieses Fachs. Wer den Bachelor of Science erwerben will, setzt sich im sehr forschungsorientierten Studiengang mit der Analyse der „menschlichen Bewegung und sportlich-körperlicher Aktivität in unterschiedlichen Settings“ auseinander. Und qualifiziert sich „für Tätigkeitsfelder, in denen die Erforschung der menschlichen Bewegung, der körperlichen Aktivität und Leistungsfähigkeit von Bedeutung ist.“ Zum Beispiel im Fußball-Leistungssport. Denn die Proficlubs wollen wissenschaftlich auf der Höhe sein. Um Daten zu erhalten, die der Trainingssteuerung dienen.

Mand und die Kommilitonen lernen, Forschungsergebnisse einzuordnen, zu erläutern und anwendungsbezogen umzusetzen. Im Pflicht-Praxissemester stand er dem Drittligisten Plymouth Argyle Football Club im Bereich Performance-Analyse zur Seite. Im Bereich der U18, der in England letzten Altersstufe vor dem Sprung in die Senioren. Täglich überwachte er im Training die GPS-Datenerfassung und analysierte die Resultate nach den Einheiten. Sein Büro lag im schönen Stadion Home Park – inklusive Blick aufs Grün und Einblick in den Profisport. „Alle Spieler tragen diese Tracker-Westen. Ermittelt werden etwa die Sprinthäufigkeit, die Sprintintensität, die Sprintgeschwindigkeit. Aber auch, wer sich auf dem Platz wo genau am meisten aufhält, wie viele Meter jeder macht, wie oft er sprintet. Das wird im Training und im Spiel festgehalten“, erklärt Mand. Sein Job war es dann, nach Auswertung aller Daten, die übrigens alle Spieler einsehen können, den Trainern ein Feedback zu geben. „Gerade bei Auffälligkeiten und Abweichungen von den Daten, die vor der Serie als grundlegende solche individuell festgehalten wurden, wird gehandelt.“ Der Vergleich der „chronischen“ mit den „akuten“ Werten dient auch der Minimierung der Verletzungsgefahr. „Die Trainer besprechen die Daten mit den Spielern und fragen nach, wie sie sich fühlen. Es wird auf jede Kleinigkeit geachtet, das ist sehr durchdacht.“

Praktikant Mand scheute sich nicht, auch abseits aller Datenerfassung anzupacken. „Als Fußballer weiß man ja, was alles zu tun ist rund ums Training oder vor den Spielen.“ Er sei bestens eingebunden worden von allen. „Die waren supernett zu mir. Es gab immer ein Feedback und ich wurde wirklich schnell Teil des Teams.“ Auch die Drittliga-Profis, die eine starke Serie spielen in der mit 24 Mannschaften besetzte EFL League One, sah er regelmäßig in Heimspielen. „Es gab immer Tickets für Mitarbeiter, die Chance hab‘ ich gerne genutzt. Da herrscht eine tolle Stimmung. Ich bin ein Stück weit auch ein Fan der Elf geworden.“ Ein Stück Wissenschaft beim FCG zu implementieren, ist durchaus ein Ansatz für Mand. Im ersten Schritt zieht er schon mal selbst die in England gekaufte GPS-Tracker-Weste im Training an und checkt danach seine Daten. „Ich bin ja hochmotiviert, was diese Möglichkeiten angeht und finde es interessant, was ich bereits für mich selbst herausfinden kann.“ Neugierig ist er, neugierig bleibt er. Das ist mal sicher.

Foto: Markus Paletta

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