49er Story: Klas Tranow

49er Story: Klas Tranow

Die Erste 27.04.2023

„Ich nehme hier eine innere Kraft, eine positive Zufriedenheit und einen respektvollen Umgang wahr“

Von Thomas Austermann

Zur laufenden Serie und nach dem Weggang von Stefan Bischoff (Wacker Mecklenbeck) musste Co-Trainer Klas Tranow bei der Ersten des 1.FC Gievenbeck ein paar mehr Jobs als ohnehin schon übernehmen. Darüber klagen würde er nie, auch wenn sich seine beruflichen Verpflichtungen zuletzt noch gesteigert haben. „Ein paar Sachen in der Organisation kamen dazu. Und ein wohl noch intensiverer Austausch mit Flo“, sagt der 35-Jährige und meint mit „Flo“ selbstredend Cheftrainer Florian Reckels. „Aber der Austausch mit ihm war und ist ohnehin bestens.“

Reckels war es, der Tranow Mitte 2020 für Münster begeisterte und den ihm aus Zeiten beim TuS Altenberge bekannten Mann dort loszueisen. Wie vielfach belegt – nicht nur im Profisport – sind Trainer sehr darauf bedacht, Vertrauensmenschen an der Seite zu haben. Von denen sie wissen, was sie leisten, ohne dass es große Erklärungen bedarf. Von denen sie wissen, dass sie verlässlich anpacken und im Zwiegespräch ehrlich sind. Hier muss die Chemie zwingend stimmen, denn die Herausforderungen, eine Mannschaft mit einer Vielzahl an Charakteren und Talenten zu führen, sind nicht ohne. „Es ist auch bei uns so, dass Flo die Hauptlasten trägt. Für mich ist es das Wichtigste, dem Trainer das Gefühl zu garantieren, dass ich ihm jederzeit den Rücken freihalte“, beschreibt Tranow. Dieser „psychologische Faktor“ sei für ihn um einiges wichtiger als der „rein praktische Faktor.“

Reckels will partout Tranows Ansichten, Wertungen und Beurteilungen. „Und das wird immer wichtiger, eine zweite Stimme zu hören. In der Trainingswoche und während des Spiels müssen immer so viele Entscheidungen getroffen werden – da ist es angezeigt, sich auszutauschen.“ Dass der "Mit- Trainer" manche Situationen anders wahrnimmt, dass er den einen oder anderen Spieler auch mal anders bewertet als sein Chef, ist normal und erwünscht. Tranow trägt also unter der Woche „Kleinlasten“ und kümmert sich zum Beispiel ums Thema Standards. Jene, die der FCG ausführen darf und solche, gegen die er sich klug verteidigen muss. „Wir haben viele Varianten und vor dem Tor des Gegners auch die Möglichkeit, mit unseren großen Typen etwas auszurichten.“ Andersherum muss möglichst klar sein, was der Gegner bei ruhenden Bällen so drauf hat. Kassierte der FCG dann wie gegen den ASC Dortmund einen direkten Freistoß, muss das aufgearbeitet werden.

Die Spieler seien dankbar für die Analyse. Die Spielvorbereitung auf den nächsten Gegner per Video- Sitzungen obliegt Reckels, der darin sehr akribisch ist. Tranow beobachtet in den Übungseinheiten auch die Spieler, wie sie sich so geben, und sucht bei Bedarf das Gespräch. „Wir haben durch die Bank ein sehr gutes Verhältnis zu allen. Dass der ein oder andere Mal für den Moment angefressen sein mag, ist so im Sport.“ Weil der Assistent aber das Miteinander als „von großem Feingefühl“ geprägt empfindet, bleibe die Atmosphäre wie gewünscht. Wenn Tranow am Spieltag nach der Aktivierung der Kicker seinen Platz einnimmt, wirkt er wie die Ruhe selbst. „Nach außen hin mag das so aussehen, aber ich habe auch zwei Gelbe Karten kassiert zuletzt!“ Früher sei er zwar „aufbrausender“ gewesen, aber die coole Type ist noch immer nicht. „Man muss auch mal einen raushauen im Spiel und versuchen, Einfluss zu nehmen. Es sind immer Emotionen dabei und das ist auch gut so.“

Dass der in Altenberge lebende Tranow als Betriebswirt im Familienunternehmen mit Sitz in Münster zuletzt stärker gefordert wurde, hat sich so ergeben. Das Unternehmen in der Franz Tranow KG namens Ho-Ga-Netz ist ein Netzwerk von mittelständischen privat- und inhabergeführten Betrieben aus Hotellerie und Gastronomie auf der einen und Zulieferern, Dienstleistern und Verbänden auf der anderen Seite. Ho-Ga-Netz verbindet Mitglieder und Netzwerkpartner beispielsweise mit einem eigenen Einkaufsnetzwerk, digitalen Tools, Kommunikationsassistenz und anderen Dienstleistungen. Franz Tranow, der Ur-Großvater von Klas, setzte übrigens 1929 in Münster mit einer Fabrik für Fleisch- und Wurstwaren den Anfang. In all den Jahren veränderte sich die Firma sehr stark. Und Klas Tranow ist nun auch rechtlich zuständig sowie mit einem neuen Unternehmen im Bereich E-Commerce namens Mahoga AG am Start. „Das ist alles bestens, aber geht einher mit Verpflichtungen“, sagt der Vielseitige. Und denkt zwangsläufig über seine sportliche Zukunft beim FCG nach. „Ich hab‘ den Verein wirklich ins Herz geschlossen. Ich nehme hier eine innere Kraft, eine positive Zufriedenheit und einen respektvollen Umgang wahr. Das ist in dieser Form sehr selten.“

Foto: Markus Paletta

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