49er Story: Jannis Fraundörfer

49er Story: Jannis Fraundörfer

Die Erste 17.05.2023

Der 24- jährige hat seine Position im Team gefunden und freut sich auf ein zweites Jahr am FCG

Von Thomas Austermann

Nicht einmal Niederlagen im Trainingsspiel kann Jannis Fraundörfer schulterzuckend abhaken. „Ich hasse es, zu verlieren“, sagt der 24 Jahre junge Gievenbecker Oberligaspieler über seinen Ehrgeiz und seine grundsätzliche Einstellung. Die hat sich im Laufe seiner bemerkenswerten Karriere eher noch verfestigt. Wie gut, dass er und die Reckels-Elf zuletzt auch jubeln durften im happig anspruchsvollen Programm und dem Rennen um Punkte.

„Ein bisschen was“ hat Fraundörfer gesehen und erlebt im Laufe der Zeit. Einige Stationen haben ihn geprägt, etliche heute noch namhafte Mitspieler auch. Der Steinfurter Junge und Sohnemann von Thomas Fraundörfer (51), der für den SC Preußen in der Regionalliga West/ Südwest der Serie 1994/95 spielte, lernt beim SV Burgsteinfurt, dann bei Preußen Münster (U 13 bis U16), ab der B-Jugend beim VfL Bochum. Der Blonde fällt auf, hat lose Kontakte nach Düsseldorf, Nürnberg und ins Nachbarland Holland. Seniorenkicker aber wird er 2018 am Rhein. In der Regionalliga bei Viktoria Köln. Dorthin holt ihn noch Trainer Olaf Janßen, der aber zur Serie 2018/19 als Co-Trainer von Bruno Labbadia zum Bundesligisten VfL Wolfsburg geht. Patrick Glöckner coacht dann die Kölner und baut vornehmlich auf Routiniers. Fraundörfer schreibt sich zwei Kurzeinsätze in der vierthöchsten Spielklasse in seine Vita. „Nach einem Jahr statt der abgemachten zwei war dann Schluss mit dem Kapitel. Ich hab‘ mich für die Rückkehr in die Heimat und das BWL-Studium in Münster entschieden“, blickt er zurück.

Ab Sommer 2019 kickte er „am Delsen“ für Oberligist FC Eintracht Rheine, drei Serien lang und in 55 Partien. Dem an Pfingsten endenden ersten FCG-Jahr folgt auf jeden Fall ein zweites. „Es gibt nichts, was dagegen spricht!“ Im September will er seine Bachelor-Arbeit vorlegen und dann erstmal ins Arbeitsleben einsteigen.

Zuletzt, so scheint es, hat er seine Position im FCG-Kollektiv gefunden. Die, die ihm gefällt und die, die gut für die Mannschaft ist. Als alleiniger Sechser, der für den Spielaufbau zuständig ist und fürs Stören des gegnerischen. „Ich bin ja eher der filigrane Sechser“, wertet er nicht nur mit einem Augenzwinkern. Zum rigorosen Grätschen setzt er ungern an, das wäre auch womöglich fatal. „Wenn du grätschst und nicht gewinnst, bist du raus aus der Szene. Und stellst die Abwehr vor Probleme. Das macht man auf der Position besser nicht. Ich kann auch mal dazwischen hauen, aber dann muss ich mir sicher sein, dass ich das Duell gewinne.“

Die fußballerischen Fähigkeiten des 1,87 m großen und schlanken Defensivspezialisten, seine Art der Spieleröffnung mit Ruhe am Ball und dem Blick nach vorne schätzte Trainer Florian Reckels schon, bevor er den Kandidaten in Münsters Stadtteil lockte. Reckels sagt auch: „Den Wert von Jannis messen wir daran, wie er gegen den Ball arbeitet.“ Fraundörfer musste sich also auch anpassen, denn „ich bin schon gerne am Ball, ich geh‘ ja auch mal ins Risiko beim Andribbeln und will den Gegner zu Fehlern zwingen.“ Fraundörfer ist ein selbstbewusster Typ – und ein selbstkritischer. „Sportlich blieb ich anfangs unter den Erwartungen hier, das muss ich sagen.“ In der Abwehr aufgestellt kam er nicht immer richtig zur Geltung, leistete sich auch ein paar Böcke. Eingeknickt aber ist er deswegen kein Stück. Von sich selbst erwartet er, wie ein Leader aufzutreten, Verantwortung zu tragen und die kommunikative Art auf und neben dem Platz, sportlich wie menschlich, anzubringen. „Ich gebe alles, ich helfe jedem. Ich kann auch Fehler einsehen und mich verbessern.“ Schon lange lebt er damit, „dass sich an meiner Art, Fußball zu spielen, die Geister scheiden!“ Wirke er im Trikot auch schon mal extrovertiert, trete er im normalen Alltag eher nachdenklich auf. „Auf dem Platz will ich auch lautstark sein, aber immer konstruktiv coachen.“

Der während seiner Karriere kaum verletzte Fraundörfer verpasste in der Hinrunde wegen eines Muskelanrisses ein paar Spiele und jetzt im März nochmal. Aus einem ganz anderen Grund. Mitten in Münster auf dem Heimweg des Nachts attackierte ihn grundlos eine Gruppe junger Männer. Einer schlug zu. Brutal. Ins Gesicht. Fraundörfer, ebenso perplex wie chancenlos, trug eine Kieferverletzung davon. Es dauerte logischerweise, bis er sich wieder ins Training wagte. Und es dauerte, bis er diesen widerlich-feigen Überfall verarbeitet hatte.

Foto: Markus Paletta

#AUSPURERFREUDEAMSPIEL

 

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