49er Story: Henrik Winkelmann

25- jähriger Sommerzugang erzählt über seine Zeit beim SV Rödinghausen und in den USA

Artikel vom 29. Oktober 2025

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    Von Thomas Austermann 

    Selbst ist der Mann. Im Frühjahr schickte Henrik Winkelmann (Foto) erstens Bewerbungen auf in Münster offerierte Jobangebote los und zweitens, als er beruflich fündig geworden war, suchte er den Kontakt zum FCG. Der konnte zuvor gar nicht auf dem Schirm haben, dass der gestandene Verteidiger des niedersächsischen Oberligisten TuS Bersenbrück zu haben war. So hat der 25 Jährige selbst und doppelt Fuß gefasst in unserer Stadt: Bei dem münsterischen Datenanalyse Unternehmen Modelyzr als seinem Arbeitgeber und beim FCG als Sportler in der letzten Kette.

    Pragmatisch ging Winkelmann bei der Suche nach seinen nächsten Stationen vor. Als der Job klar war, fand er einen Oberligisten, „der gut erreichbar ist“ und ihm nicht gänzlich unbekannt. Als Kicker des SV Rödinghausen war ihm Gievenbeck wenigstens ein Begriff. „Ich bin hier wirklich sehr willkommen geheißen worden“, sagt er zu seinem Start. „Menschen wie Jens Truckenbrod kümmern sich super.“ Der Sportchef half auch bei der Wohnungssuche, jetzt erspart sich Winkelmann das Pendeln heizt mit der Leeze zur Arbeit und zum Training. Schon in den Einheiten, sagt Trainer Torsten Maas, „hebt er unser Niveau als sehr fleißiger und fokussierter Spieler.“ Verlässlichkeit als erste Tugend eines Verteidigers lebe Winkelmann absolut. „Er ist technisch richtig gut, hat Qualitäten im Aufbauspiel – mit beiden Füßen!“ Die Flexibilität sei ein nächstes Plus. Der Innenverteidiger kann auch vor der Abwehr wirken. In der Youngsters- Auswahl des FCG ist Winkelmann der drittälteste Spieler hinter Nico Eschhaus (33) und Marvin Holtmann (29).

    Daheim beim TSV Venne nördlich von Osnabrück zog er die ersten Fußballschuhe an. Über den SV Hesepe/Sögeln und den FCR Bramsche ging es in der U15 zur Viktoria nach Georgsmarienhütte, bevor der U-17-Spieler in Rödinghausen aktiv wurde. Mit der SV-U19 stieg er 2018 in die Junioren-Bundesliga auf und wurde Kapitän der Elf. Dem jungen Senior gab der Club einen Vertrag. „Ich hab’ immer in der Ersten trainiert. Diese Regionalliga-Mannschaft hatte Drittligaformat.“ Zum Einsatz kam er bei der Westfalenliga-Zweiten. Der Abiturient des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums in Osnabrück durchlief in der Firma seines Vaters eine Ausbildung zum Tourismus-Kaufmann und begann ein Studium der Wirtschaftsinformatik in Osnabrück. Das war zu Corona-Zeiten und genau deren gravierende Auswirkungen bewogen Winkelmann, den Wechsel in die USA ins Auge zu fassen. „Spieler der Junioren- Bundesligen bekommen schnell Angebote von Agenten, auf ein College zu gehen. Ich hab‘ das zu der Zeit nie weiterverfolgt, aber als junger Student kam mir diese Chance wieder in den Kopf.“

    Wieder wurde Winkelmann von sich aus aktiv. Und fündig. Im August 2021 ging er, vom Video-Call mit einem Trainer angetan, auf das kleine Siena College in Loudonville nahe Albany, der Hauptstadt des Bundesstaates New York. Und nahm das Studium in „Business Analytics“ auf – trotz der starken halbjährlichen Fußball- Verpflichtungen während der (Herbst-) Saison in der Division 1 machte er den Bachelor- und den ganz ausgezeichneten Master-Abschluss und erlernte – wie IBM erklärt – „statistische Methoden und Computertechnologien zur Verarbeitung, Auswertung und Visualisierung von Daten, um Muster, Beziehungen und Erkenntnisse aufzudecken, die eine bessere Entscheidungsfindung er- möglichen.“ Seine Entscheidung zum Wechsel in die USA „war das Beste, was ich machen konnte“, wertet Winkelmann heute. Er traf in den Staaten, wo sich die Unis extrem stark über den Sport identifizieren, ambitionierte Cracks aus diversen Disziplinen, kickte mit Männern aus der halben Welt zusammen und teilte sich Wohnung und Schlafzimmer nacheinander mit einem Engländer, Isländer und Norweger. „Mit dem Wechsel aufs College wird man in eine ganz neue Lebenssituation geworfen. Aber: Man ist damit nicht allein! Etlichen geht es genauso und man findet zusammen.“ Die Vielfalt der Kulturen empfand er als ungemeine Bereicherung.

    Auch nach seinem Abschied im Dezember 2024 besteht der Kontakt zu den drei Ex-Mitbewohnern. „Wir haben uns auf jährliche Treffen verabredet.“ Im Fußballteam mussten die vielfach sehr unterschiedlich ausgebildeten Spieler zusammenfinden zur neuen Einheit. „Da bringt ja jeder etwas mit von daheim – das dauert schon, bis das passt.“ Die ihm oft gestellte Frage, mit welchem deutschen Niveau das Collegeteam vergleichbar wäre, „kann ich kaum korrekt beantworten. Vielleicht zwischen den fünften und sechsten Ligen hierzulande – in jedem Fall geht es physisch zur Sache und weniger taktisch.“

    Foto: sportfotografie.ms

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