49er Story: Felix Ritter

„Der Aufwand hier ist natürlich höher, die Intensität ebenso wie die Erwartungshaltung“
Artikel vom 4. Dezember 2025
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Von Thomas Austermann
Anfang Mai 2024 surfte Westfalia Kinderhaus in der Westfalenliga auf der Erfolgswelle. Aus der Startelf, da war sich Felix Ritter im Interview mit den WN seinerzeit sicher, „könnte wohl jeder bei einem Oberligisten unterkommen.“ Am Saisonende war der Aufstieg der Zweiten des SC Verl perfekt und Kinderhaus der Zwang zum nächsten Anlauf sicher. Im Mai 2024 waren zum Beispiel diese Westfaliaspieler dabei: Elias Kourouma, jetzt bei Westfalia Rhynern in Hamm am Ball, Maximilian Meier (SC Spelle-Venhaus), Fabian Witt, Malte Wesberg und Felix Ritter, die im Sommer zum 1. FC Gievenbeck kamen. Die halbe Westfalia-Feldbesetzung von damals also hat in der Oberliga Fuß gefasst. Ritters Ahnung wurde wenigstens zur Hälfte Realität. Für den FCG war es von großer Wichtigkeit, dass die drei Münsteraner ganz fix auf dem erforderlichen Niveau angekommen sind.In jedem Mannschaftsteil einer – Linksfuß Wesberg in der Abwehr, Ritter auf der Position acht im Mittelfeldzentrum, der variable Witt vorne.
Für den 23 Jahre alten und 1,94m langen Ritter, dessen Laufstärke und technisches Vermögen die so raumgreifenden Aktionen von einer Box zur anderen ermöglichen, kam die Chance zur Rückkehr zum FCG passend. „Ich bin jetzt in der Phase meines Studiums, in der ich den höheren Aufwand noch leisten kann“, sagt der Student der Humanmedizin an der Uni Münster. Im Sportpark hat er als Knirps mit dem Kicken angefangen. Tatsächlich besuchte er mal an einem Samstag gemeinsam mit seinem Papa Martin das Treiben auf der Anlage, wo gerade Minikicker am Ball waren. Und seine Eltern meldeten ihn an. Als Felix Ritter und seine jüngere Schwester noch daheim und damit nahe der FCG-Anlage lebten, wurde auch die Tennisanlage des TSC Gievenbeck ihr Spiel-Platz. „Aktiv sind wir da ab und zu immer noch.“ Den münsterischen Basketballfreunden ist Martin Ritter bekannt, der 1993 aus Marburg kam und während seines Medizinstudiums eine UBC-Größe wurde. Der jetzt 54-Jährige spielt, wenn es die Zeit zulässt, noch unter den Körben. Priv.-Doz. Dr. med. Martin Ritter führt mit anderen eine neurologische und nervenärztliche Gemeinschaftspraxis in Münster.
Zurück zum Sohnemann: Dem SC Preußen blieb sein Talent nicht verborgen. Von der U 13 bis zur U 16 spielte Ritter beim Adlerclub, dann von der U 17 bis zur U 19 wieder in Gievenbecker Trikots. Im letzten Juniorenjahr war er zweiter Kapitän hinter Niklas Beil, aber eingeplant für ein erstes Seniorenjahr wurde er zu seiner Überraschung nicht. In Kinderhaus war Ritter erwünscht, vier Jahre blieb er dort und avancierte zum Stammspieler in 114 Westfalenliga-Partien. Es wären noch mehr geworden, wenn ihn nicht im Sommer 2024 das üble Pfeifferschen Drüsenfieber gepackt hätte. Zwei Monate gilt er als richtig krank, nicht weniger folgenschwer sind krankheitsbedingte Nebenwirkungen, faktisch sogar lebensgefährlich. „Eine ziemlich radikale Therapie war notwendig“, erinnert sich an den Kreislauf aus Medikamenteneinnahme, Muskelabbau und Gewichtsverlust. Ein entzündeter Rachen macht das Essen phasenweise zur Qual. Die WG im Aaseeviertel verlässt er übergangsweise und zieht wieder ins Elternhaus nach Gievenbeck. Langsam und Schritt für Schritt tritt Besserung ein.
Der gesunde Ritter ragt dann schnell wieder heraus. Mit 17 hat Ritter auf dem Stein- Gymnasium das Abi gemacht und zügig das Studium aufgenommen. Jetzt steckt er schon im neunten Semester und sagt klar, „dass Ausbildung und später der Beruf absoluten Vorrang haben.“ Des Fußballs wegen würde er nie kürzer treten, aber vom Sport lassen mag er auch nicht. Beim FCG ist er schnell angekommen als „lauf- wie zweikampfstarker und spielintelligenter Zentrumsspieler“, wie Sportleiter Jens Truckenbrod sagte. Die Trainer schätzen seine Mentalität und seine Führungsqualitäten. „Der Aufwand hier ist natürlich höher, die Intensität ebenso wie die Erwartungshaltung“, vergleicht Ritter. Er hat Gefallen daran gefunden, sich den Aufgaben zu stellen und daran zu wachsen. „In jeder Oberligamannschaft gibt es zwei oder drei richtige Topleute, auch das macht jedes Spiel schwer für uns.“ Dass der FCG mindestens mithalten kann, steht für ihn fest. „Auch angesichts der Tatsache, dass wir wohl die Mannschaft mit dem niedrigsten Etat der gesamten Liga sind, müssen wir einfach in jedem Spiel alles ‚raushauen. Hundert Prozent Intensität sind Pflicht.“ Dass die junge Besetzung dann und wann Lehrgeld zahlt, liegt in der Natur des Menschen.
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