49er Story: Kapitän Beil zieht Halbjahresfazit

Der 23- jährige Führungsspieler blickt auf seine neue Rolle als Anführer einer jungen Mannschaft
Artikel vom 16. Dezember 2025
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Von Thomas Austermann
Als Hiltruper ist Niklas Beil (Foto) wiederholt auf eine Rückkehr zum TuS angesprochen worden. Aber dem Lockruf folgte der ehemalige Juniorenspieler des Stadtteilclubs nie. Seit 2015 ist der 1. FC Gievenbeck sein Verein. In dieser Serie geht der 23-Jährige erstmals als Kapitän des Oberligateams voran – aus seinen Jugendzeiten im FCG kannte er die Rolle des Mannschaftsführers bereits ein bisschen. Die Verantwortung jetzt ist von einer anderen Qualität. In vielerlei Hinsicht. Erstens muss sportlich eine zuverlässige Topleistung her. Eine, die so stabil ist, dass sich der Käpt‘n zweitens während des Spiels auch kümmern kann. „Die Rolle war anfangs ungewohnt, weil ich auch coachen und reden muss. Vorher hab‘ ich mehr auf mich alleine geguckt. Jetzt ist es gut, wenn ich alles und alle im Blick habe.“ Und drittens ist der Kapitän immer auch außerhalb der Spielzeit gefordert, Stimmungen und mögliche Strömungen zu erkennen und bei Bedarf einzugreifen. Im Mannschaftssport gibt es nun einmal Belange, die besser auf der Team-Ebene angerissen werden, bevor Trainer eingreifen. Beil sagt: „Mir wird es einfach gemacht von den Mitspielern. Wir sind echt eine geschlossene Einheit.“
Als Lautsprecher kommt Beil nie daher, dafür ist er gar nicht der Typ. „Ich brülle nicht herum. Ich bin nicht laut. Sondern möglichst ruhig und positiv, wenn ich etwas anspreche.“ Dass sich Torsten Maas und Steffen Büchter wünschen, dass Beil sein Führungspotenzial noch ausbaut, wurde auch im so genannten Feedbackgespräch unter sechs Augen erörtert. Diese Treffen gibt es mit jedem Kadermitglied im Spätherbst, wenn Zeit für ein Zwischenfazit ist. Wer steht wo, wer wird wie gesehen, wohin soll sich alles entwickeln? „Es gibt die Erwartung, dass ich noch zulege in manchen Tugenden, die ein Kapitän haben soll“, sagt Beil und stellt sich dieser Anforderung. „Es wird ja Phasen geben, in denen es vielleicht nicht so toll läuft. Dann muss ich die Mitspieler einfangen.“ Bisher fühlte er sich nicht herausgefordert. „Ich bin aber absolut sicher, dass es alle im Team akzeptieren würden, wenn ich mal strenger oder ernster auftreten würde.“
Das Klima stimme unbedingt, die Leistung ebenso – zumal angesichts der Umstellung nach dem Umbruch auf die spielerische Komponente und das Festhalten an einem eigenen Stil. Nun steckt Beil ja selbst noch in einem Entwicklungsprozess. Die Trainer, die das Amt vergeben haben, sehen im so sattelfesten und zweikampfstarken Innenverteidiger, der seinen Vorwärtsdrang passend dosiert, „den idealen Kapitän für uns als Trainerteam und für die Mannschaft.“ Beils größtmögliche Identifikation mit der FCG-Philosophie sei längst belegt. Die Nummer 12 werde „nochmal einen weiteren Schritt in der persönlichen Entwicklung gehen.“ Der Kader selbst wählte Beils Stellvertreter Felix Ritter und Nico Eschhaus. Das Trio komplettieren die dito gewählten Marvin Holtmann, Louis Martin und Jonas Tepper zum Mannschaftsrat. Einmal im Monat kommt der zusammen, die Trainer sind dabei. „Da geht es meistens um Ziele, die wir erreichen wollen – sportliche und soziale“, erklärt Beil. Die ermittelten Ziele werden dem Team vorgestellt.
In die Pflicht genommen werden Spieler darüber hinaus, denn es gibt Komitees, die sich besonderen Aufgaben widmen. Mannschaftsabenden, Mannschaftsfahrt, Materialdienst – zum Beispiel. Zur Saison 2021/22, an deren Ende per Entscheidungsspiel der Aufstieg gefeiert wurde, rückte Beil in die Erste. An der Seite von Routiniers wie Manuel Beyer (bis Mitte 2024) lernte er hinzu und baute auf neuem Level aus, was er als Juniorenspieler kannte. „Da war ich auch als Sechser oder Achter am Ball. Jetzt bin ich der letzte Abräumer.“ Egal, in welcher Ketten-Anordnung. In allen drei vorherigen Oberligajahren kam er jeweils auf über 31 Spiele. In der letzten Serie sammelte er als Rekordspieler 3105 Spielminuten. Um die kassierten Verwarnungen seiner Seniorenzeit zu zählen, braucht es nicht einmal eine Hand.
Der Lehramtsstudent für Sport und Geschichte in der Sek. II düst aktuell dreimal pro Woche ganz früh morgens per Zug nach Gelsenkirchen, wo er sein Praxissemester ableisten muss. Nach dem Sommer 2026 könnte Beil ins Referendariat gehen. Ob er das macht oder sich zunächst auf eine reizvolle sportliche Aufgabe konzentrieren wird, ist offen. „Grundsätzlich hätte ich schon Bock darauf, mal auszutesten, wie weit es fußballerisch gehen kann.“
Foto: visualsofsport
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