49er Story: Johan Scherr

49er Story: Johan Scherr

Die Erste 15.04.2023

23- jähriger Kapitän beendet seine Laufbahn- aber verlässt nicht den Verein

Von Thomas Austermann

Den einen großen und verhängnisvollen Schlag auf die Knöchel gab es gar nicht. Vielmehr eine Dauerbelastung über Jahre hinweg. „Ich hab‘ doch schon in der Schalker U16 bis zu achtmal pro Wochen trainiert“, sagt Johan Scherr (Foto, links). Die Strapazen in Fortsetzung kosten den 23-Jährigen, der als Kapitän des FCG ins Oberligajahr gestartet war, die Fortsetzung der aktiven Kicker- Karriere. Scherr zieht, permanent durch Schmerzen geplagt und von Rückschlägen genervt, konsequent einen Schlussstrich und hört auf. 94 Meisterschaftseinsätze für die Erste stehen in seiner FCG-Vita seit dem Wechsel in den Stadtteil Mitte 2018.

„Ich habe zig Versuche hinter mir, wieder einzusteigen, keiner machte Sinn. Ich habe für mich entschieden, keine weitere Energie mehr für dieses Thema zu verschwenden“, erklärt der Innenverteidiger. Seine beiden Sprunggelenke bezeichnen Mediziner als „soccer`s ankle“ („Fußballergelenk“) und meinen damit, dass sie nach langjähriger Belastung durch den Fußball arg gelitten haben und eine knöchern bedingte Enge („Impingement“) am vorderen Gelenkspalt des oberen Sprunggelenkes verursachten. „Eine Zeit lang war ich wöchentlich beim Doc“, beschreibt Scherr die ungezählten Termine bei Teamarzt Dr. Sebastian Klingebiel, dem Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Schulter- und Sportorthopädie am UKM Auch eine nächste Operation im Spätsommer 2022 brachte keine nachhaltige Linderung. Nach dem Aufstieg in die Oberliga, den Scherr als Abwehrdauerbrenner in 32 Westfalenligapartien mitprägte, spielte er nur noch in sieben Begegnungen mit. Zuletzt im November. „Es gab wieder eine Entzündung, wieder Schmerzen, wieder Pause.“ Nach dieser stieg er nochmals ein und hielt ganze drei Trainingseinheiten durch. „Danach hatte ich wieder was an den Bändern.“

Langsam aber sicher reifte die Entscheidung heran, es lassen zu müssen. „Ich kenne meinen Körper am besten, ich habe sehr viel über ihn gelernt in meiner Fußballerzeit“, sagt Scherr, der seine Lage in Ruhe analysierte und eine zweite Meinung einholte beim Teamarzt des 1. FC Kaiserslautern. Der Draht zum Zweitligisten ist familiär bedingt ein kurzer: Vater und Ex-Profi Uwe Scherr (56) ist Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des pfälzischen Traditionsvereins.

„Ich habe meinen Frieden gemacht mit dieser Entscheidung, die meine eigene ist“, sagt Scherr, der oft beim Training und so gut wie immer bei den Spielen zuschaut. „Ich entwickle schon eine andere Perspektive. Wenn ich jetzt zusehe, mache ich das kaum noch aus Spielersicht.“ Aktiv ist immer noch, als Läufer oder  in regelmäßigen Fitnesseinheiten. „Von daher bin ich sogar sehr fit.“ Aber im Teamsport am Ball außen vor.

Er, der im Sport sehr intensiv unterwegs ist auch und gerade als nachdenkliche Persönlichkeit, hat sich keineswegs „gegen den Fußball an sich“ ausgesprochen. Denn er ist bereits als Mit-Trainer der U 14 des FCG an der Seite von Lars Nuyken und Yannick Euler aktiv. Nach dem Sommer zieht Scherr mit Nuyken und David Isaak – der aktuelle U-19-Spieler rückt in den Kader der Ersten – hoch zur U15-Auswahl Lizenzen will Scherr, der Psychologie-Student und gelernte Immobilienkaufmann, auch erwerben mit der Zeit. „Ich habe große Lust darauf, etwas weiterzugeben.“ Und im Gespräch ist ein wie auch immer genau gefasstes Engagement um die Erste herum. „Ich ordne die Prioritäten ganz neu, ich kann mich sicherlich auch mehr dem Studium widmen und trotzdem meine Expertise beim FCG einbringen.“ Die Trainer-Perspektive an sich lockt ihn sowieso. Da ist es nur klug, den richtigen Einstieg zu finden.

Coach Florian Reckels, der den aus Marl stammenden und in Münster zunächst als A-Junior beim SC Preußen aktiven Scherr zur laufenden Serie zum Kapitän machte, begrüßt es ausdrücklich, dass er sich auf anderer Ebene engagieren möchte. „Es ist unser Ziel, ihn einzubinden. Dass er nicht mehr spielen kann, war für uns alle ein regelrechter Schock“, sagt Reckels. „Dass er uns als Spieler fehlt, ist sehr, sehr bedauerlich. Denn Johan war einer, um den herum wir in unserem Kader etwas aufbauen wollten.“

Foto: Markus Paletta

#AUSPURERFREUDEAMSPIEL

Cookie-Hinweis

Diese Website verwendet Cookies gemäß unserer Datenschutzerklärung, um Ihr Nutzererlebnis zu verbessern. Weitere Details zur Nutzung und Deaktivierung von Cookies erfahren Sie hier.

Einverstanden

Cookie-Informationen

Diese Internetseite verwendet Cookies, um die Nutzererfahrung zu verbessern und den Benutzern bestimmte Dienste und Funktionen bereitzustellen. Es werden keine der so gesammelten Daten genutzt, um Sie zu identifizieren oder zu kontaktieren.

Cookies sind kleine Dateien, die lokal auf Ihrem Computer gespeichert werden. Diese Dateien können keinen Schaden an Ihrem Computer anrichten.

Besuchen Sie die Internetseite des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, um mehr über Cookies und lokalen Speicher zu erfahren.

Wenn Sie keine Cookies durch diese Website speichern lassen möchten, können Sie dies direkt in Ihrem Browser einstellen. Wie dies für Ihren Brwoser funktioniert, erfahren Sie bei Klick auf den jeweiligen, nachfolgenden Button.