49er Story: Julian Conze

49er Story: Julian Conze

Die Erste 13.02.2024

„Ich hab‘ Bock drauf und ich spüre, dass andere auch Bock drauf haben, dass ich hier spielen möchte"

von Thomas Austermann

Wie zweckmäßig, wenn man auch nach Übersee Kontakt hält zu einem Kicker, den man gut kennt. Carsten Becker und Flo Reckels schrieben regelmäßig mit Julian Conze (Foto, rechts). Vielleicht haben die beiden den Adressaten gefragt: „Wie geht’s? Was machste so? Was hast Du vor?“ Der im US-amerikanischen Portland studierende und in der NCAA (National Collegiate Athletic Association) für die Pilots aktive Linksfuß „wusste bis Anfang Dezember wirklich nicht, was für mich ansteht“ und vertröstete die Anrufer wiederholt.

Dann aber öffnete sich erstens eine Tür für den 24 Jahre alten Conze, in eine berufliche Tätigkeit reinzuschnuppern. Und damit zweitens eine Chance für den FCG. Der bekam einen Wunschspieler zurück, der nach ersten Jahren am Ball in seinem Heimatort für die SG Telgte eine U15-Serie für die 49er bestritt und viel, viel später in der „Corona-Spielzeit“ 2020/21 in sieben Westfalenligaspielen dabei war. Ehe bekanntlich fast alles von der Pandemie ausgebremst wurde. Der Rückkehrer, dem das hartnäckige Werben der Verantwortlichen gefiel, sagte gerne zum dritten Mal in seiner Karriere in Gievenbeck zu. „Ich hab‘ Bock drauf und ich spüre, dass andere auch Bock drauf haben, dass ich hier spielen möchte!“ Die klare Verabredung gilt bis Saisonschluss, erst einmal. So lange will Conze auch im Marketing des Emsdettener Unternehmens Textilwerk tätig sein, um durchzublicken, ob das Engagement für alle Seiten passt. Das junge Unternehmen textilwerk.com ist ein Start-Up der 1921 in Emsdetten gegründeten Schmitz-Werke. „Ich lerne jeden Tag hinzu und habe ein sehr spannende Aufgabe gefunden“, sagt Conze. „Ich bin enorm vielseitig gefordert. Das spricht mich sehr an.“ Als Praktikant war er einst hier tätig und auch auf dieser Ebene verloren sich die Beteiligten nicht aus den Augen. „Um diese Chance zu nutzen, hab‘ ich meine erste Idee verworfen, noch zwei Jahre in den USA zu bleiben und das Land näher kennenzulernen.“

Mehr als bisschen Erfahrung hat er freilich längst gesammelt. Weil seinem Vertragsabschluss bei Preußen Münster keine reelle Chance folgte, sich in der Ersten zu präsentieren, bewarb er sich mit Hilfe des Unternehmens Sport-Scholarships in den Staaten um ein Sport-Stipendium. Das aufwendige Verfahren für talentierte Asse, die Sport und Studium verknüpfen möchten, ohne die hohen Gebühren stemmen zu müssen, zog sich hin. „Ich hab‘ damals bestimmt mit 40 oder 50 Hochschulen Kontakt gehabt“, erinnert sich Conze.

Er landete 2019 an der University of Baltimore County und in deren Collegeteam UMBC Retrievers, gleichfalls in der NCAA, der wohl anspruchsvollsten Ebene des Systems. „Fußball hatte für mich Priorität damals“, sagt Conze heute. Als Studierender im Fach Business musste er erkennen, dass vieles eher „schulgleich“ abläuft und Pflichtkurse vor der eigentlichen Spezialisierung zu absolvieren sind. Conze wechselte zu Medien & Kommunikation. Im zweiten Semester legte die Pandemie den echten Uni- und Sportbetrieb lahm. Online konnte er auch von Deutschland aus weitermachen – und kam für neun Monate zurück.

Zurück in den Staaten suchte er eine neue Herausforderung und wechselte in den Nordwesten nach Portland/ Oregon. Unter anderem brachte ihn 2022 ein Praktikum beim ehemaligen Gievenbecker Tobias Nubbemeyer beim MLS-Klubs Philadelphia Union auf den „Geschmack“. Er ließ sich von Baltimore auf die Transferliste setzen, was einhergeht mit dem sofortigen Ende des Stipendiums dort. Sport-Scholarships half erneut, den Weg nach Portland zu finden. „Die Uni gehört zu den Besten, die Gespräche waren klasse, das sportliche Niveau wie die tollen Anlagen dort sehr gut.“ Im Fach Organisation und Kommunikation machte Conze den Bachelorabschluss. Und, wie gesagt, statt der persönlichen Weiterbildung durch eine USA-Erkundung fiel die Entscheidung für Emsdetten und Münster.

„Die Zeit in den USA war die verrückteste meines Lebens. Mit 19 Jahren in ein fremdes Land zu gehen, ohne die Kultur oder Sprache großartig zu kennen, war eine meiner besten Entscheidungen überhaupt. Ich musste mich als Person öffnen und meine deutsche Brille schnell ablegen“, bilanziert der Defensivspieler. „Ich habe Menschen aus aller Welt kennengelernt und mein Blick auf Deutschland hat sich verändert. Ich hinterfrage viel mehr als früher und habe mir einen kritischen Blick auf vieles zugelegt.“

#ZUSAMMENFCG

Cookie-Hinweis

Diese Website verwendet Cookies gemäß unserer Datenschutzerklärung, um Ihr Nutzererlebnis zu verbessern. Weitere Details zur Nutzung und Deaktivierung von Cookies erfahren Sie hier.

Einverstanden

Cookie-Informationen

Diese Internetseite verwendet Cookies, um die Nutzererfahrung zu verbessern und den Benutzern bestimmte Dienste und Funktionen bereitzustellen. Es werden keine der so gesammelten Daten genutzt, um Sie zu identifizieren oder zu kontaktieren.

Cookies sind kleine Dateien, die lokal auf Ihrem Computer gespeichert werden. Diese Dateien können keinen Schaden an Ihrem Computer anrichten.

Besuchen Sie die Internetseite des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, um mehr über Cookies und lokalen Speicher zu erfahren.

Wenn Sie keine Cookies durch diese Website speichern lassen möchten, können Sie dies direkt in Ihrem Browser einstellen. Wie dies für Ihren Brwoser funktioniert, erfahren Sie bei Klick auf den jeweiligen, nachfolgenden Button.