von Thomas Austermann
Zum zehnten Mal in seiner Karriere wird Jens Truckenbrod (Foto) Mitglied in einem Sportverein. Beim 1. FC Gievenbeck ist der Ex-Profi mit Saisonstart offiziell als Sportlicher Leiter eingestiegen – wirklich tätig für den Club, in dessen Vorstand er rückt, war der 45-Jährige schon längst. An der Seite von Carsten Becker, seinem Vorgänger. Und genau der war es, der Truckenbrod einst zum Kaffee in der City einlud, um ihm den Job schmackhaft zu machen. Im ersten Halbjahr traten die beidem Ex-Preußen oftmals als Duo auf. Becker war an der vernünftigen Einarbeitung gelegen und „Trucki“ schulterte die Phase gerne. „Ist ja nur logisch, schon dabei zu sein, wenn die neue Saison geplant wird, für die ich mitverantwortlich bin.“ Die immer heiße Phase mit etlichen Gesprächen frisst Zeit, aber die investiert Truckenbrod gemäß seiner Einstellung wie selbstverständlich. „Wenn ich so eine Tätigkeit annehme, dann nur voll und ganz.“
Sein Papa sorgte frühzeitig dafür, dass der Sohnemann erste Schritt am Fußball machen durfte. Beim FC Rielasingen etwas südlich von Singen in Baden-Württemberg. In einer knappen halben Stunde ist man am Bodensee, nach 30 km in Konstanz und nach 20 km im schweizerischen Schaffhausen. Beim FC Konstanz und in der DFB- Schülerauswahl fiel er später auf. Auch den Spähern von Borussia Mönchengladbach – mit 15 Jahren wagte das Talent den Auszug aus dem Elternhaus. Erfolgreich über die Fohlen-Vereinsgrenze hinaus, denn die deutsche U- 17-Nationalmannschaft führte Truckenbrod 1997 als Kapitän in die WM-Spiele in Ägypten. Coach Bernd Stöber hatte auch Sebastian Kehl und Roman Weidenfeller nominiert für den Kader, der Vierter wurde. Im hörenswerten Podcast von Leon Holkenbrink, der eine Serie namens „Vereinsvisionäre – Hinter den Kulissen des Fußballs“ produziert, erzählte Truckenbrod unlängst davon und seinem weiteren Weg. Als Erwachsener kickte der für die Sportfreunde Siegen, dann erstklassig in Schaffhausen nahe der Heimat, engagierte sich bei den Regionalligisten Dynamo Dresden und dem FC Carl-Zeiss Jena, wo der mannschaftsdienliche Mittelfeldspieler 2010/11 zum „Spieler der Saison“ avancierte. Preußen Münsters Trainer Marc Fascher lotste den Führungsspieler an die Hammer Straße, Mitte 2011, als der Aufsteiger in die 3. Liga personelle Verstärkungen brauchte. Bis 2015 stand er seinen Mann in der Zentrale, war von August 2014 bis November 2015 mit den erreichten 233 Partien der Rekordspieler der 3. Liga.
An seinem damaligen Wohnort Albachten stieg Truckenbrod 2015 ein und verhalf über die Jahre gesehen der Concordia als Spieler, Co-Trainer und Trainer zu neuen sportlichen Höhen wie dem Aufstieg in die Bezirksliga 2019. Erfahrungen satt sammelte Truckenbrod, der auch als Scout unterwegs war, also. Aber zuvor keine als Sportlicher Leiter. „Hilfreich waren auch Weiterbildungen im Bereich Coaching, die ich wirklich genutzt habe“, sagt er. Und das immer neben seinen Vollzeitbeschäftigungen. Nach seiner aktiven Preußenzeit absolvierte er im Adlerclub eine Ausbildung zum Kaufmann für Marketingkommunikation, war im Vertrieb für Jentschura International tätig, in der Geschäftsführung für einen Ambulanten Pflegedienst, für die Abbruchtechniker von ExKern, für PlanetHome Immobilien und gehört seit einem Jahr zum Team von Homann Immobilien. Beruf und Leidenschaft will der Vater zweier Söhne zusammenbringen. „Der Fußball lässt mich nicht los, er ist und bleibt mein Ding.“
Beim FCG tummelte er sich weit vor seinem offiziellen Start an allen möglichen Ecken und Enden und traf sich zu Gesprächen mit diversen Mitarbeitern jeder Ebene. „Wenn man so will, läuft die Einarbeitung noch.“ Für den, der die Kommunikation liebt und deren Herausforderungen als Anreiz empfindet. „Unter Carsten Becker und Stefan Grädler ist im Verein super viel auf den Weg gebracht worden. Die Gruppe der Engagierten ist enorm groß. Ich möchte antreten, um Nachhaltiges aufzubauen. Und ich stehe für Werte, die ich vorleben will.“ Nämlich Authentizität, Ehrlichkeit, Transparenz. Der Umgang mit den vielen Menschen während seiner Lebens- und Karrierestationen habe ihn geschult. Truckenbrod ist nahe dran am Kader und dem Trainer-Duo, wird sich gemäß seines Interesses und seiner Berufung aber auch im Marketing des FCG einbringen. „Der Verein hat längst eine Größe und Strahlkraft entwickelt, die einen Ausbau der Strukturen nötig macht. Es muss nächste Schritte geben. Wenn sich der FCG darüber im Klaren ist, was er wirklich erreichen möchte.“
Den Prozess will Truckenbrod mitgestalten. „Ich bin ein Teamplayer und ich strebe nach Lösungen. Mit Optimismus. Ich versuche, meistens positiv zu bleiben.“
Foto: sportfotografie.ms